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Im Schatten des Brockens
 
   
foto: © Michael Hughes
   

Hundert Jahre zwischen Einsamkeit und Tourismus

Sein kahles Haupt ist umwölkt. Nebel verschleiern die Sicht. 300 Tage im Jahr hüllt er sich in feuchte Schleier. Der Brocken.
Er ist kein freundlicher Berg, aber einer der Superlative. Er ist mit 1142 Metern der höchste Gipfel des nördlichsten deutschen Mittelgebirges. 2,8 Grad Celsius mißt man im Durchschnitt. 170 Tage im Jahr ist er von Schnee bedeckt. Im Winter wehen an den sturmgekrümmten Zwergenfichten unter dem Gipfel meterlange Eisfahnen, die Gesichter der Besucher, die im Nebel zwischen den Schneeverwehungen umherirren, erinnern an die blassen Fotografien von Polarforschern: Eiszapfen in den Bärten, steif gefrorene Wollschals, aufgesprungene Lippen. Verbissene Langläufer suchen vergeblich die Spur der Loipen. Kinder fragen, wie weit es noch ist, und dann, ganz plötzlich und nur noch fünf Schritte entfernt, ragen aus dem Nebel die steinernen Wände der Gipfelstation auf. Beim Brockenwirten sitzen rote Gesichter vor Fleisch, Bier, Kaffee und Kuchen, und sind glücklich, daß draußen der Schneesturm tobt. So präsentiert sich der Brocken an den meisten Tagen des Winters. Nur die Postkarten zeigen ihn stets in strahlender Pracht.
Weil er kein freundlicher Berg ist, nannte man ihn eines Tages einfach und prosaisch Brocken. So wie Klotz. Früher einmal war er der sagenumwobene „Bloksberg“. Man erzählte, daß es hinter seinen Nebelschleiern zur geheimen Zusammenkunft aller bösen Geister und besenreitenden Damen käme. Am schlimmsten soll es am 30 April sein - in der Walpurgisnacht. Die alten Namen des magischen Berges sind von den Karten verschwunden, doch noch immer zieht der Geheimnisumwobene Neugierige an.
Denn es geht noch eine zweite Sage: Daß manchmal der Himmel aufreißt und der Berg einen Blick freigibt, der phantastischer ist als auf den Gipfeln der Alpen. Einen Blick auf eine Ebene, so groß wie die Schweiz. 80 Städte und 300 Dörfer hat man gezählt. Dieser Aussicht wegen zog es schon viele auf den kalten Granitblock, Goethe, Stendal, Heinrich Heine, Alex von Humboldt.... - doch den meisten blieb der Blick in die Ferne verwehrt. Lediglich der Briefträger Riemenschneider, der täglich auf den Brocken steigen mußte, um die einsamen Männer der Bergwacht mit Briefen zu versorgen, wußte von herrlichen Sonnentagen zu berichten. Die Besucher kommen trotzdem. 225000 im Jahr.
Sie kommen die schmale, eiserne Spur hinauf, die 1898 die fünfzehn winzigen Holzfäller- und Hüttendörfer mit dem Rest der Welt verband. Mit der Lokomotive kamen auch die ersten Fremden in den Hochharz. Sie hat Menschen auf den Berg hinauftransportiert, Lebensmittel, Lebenswichtiges. Auf ihrem Rückweg kam sie an Sägewerken vorbei, Papierfabriken, an den Harzer Baustoffwerken. Seit der Wende hat sie es leichter. Der Güterverkehr ist eingestellt. Es gibt keine Güter mehr. Nur noch Touristen. Unermüdlich kurbelt sich das sechzig Tonnen schwere Wunderwerk aus Hebeln und Zahnrädern den Berg hinauf. Sie pfeift schon von weitem - aber kaum einer wartet mehr am Bahnsteig, wenn sie in den Dörfern unter dem Brocken einfährt. Keiner steigt aus. Alle wollen zum Brocken.

Fragt ein Reisender den Schaffner nach Sorge, rückt der Mann die blaue Kappe ein Stück höher, um sein tiefbesorgtes Gesicht zu zeigen. „Doch, doch“, beeilt sich eine ältere Dame, die seit Jahrzehnten in die Harzer Winterfrische fährt. „Sorge ist bewirtschaftet.“ Sie spricht von der Ansiedlung, als wäre sie ein einsamer Hof in einsamer Höhe. Dabei liegt Sorge nur 560 Meter über der Ostsee und ist ein Dorf mit einem Bahnhof und einer Kreuzung.
Von dort weisen hölzerne Schilder den Weg zu den Sehenswürdigkeiten. Die spitzen Tafeln sehen aus, als würden sie rüstige Wanderer in weite Fernen weisen, doch liegt alles ganz nah beieinander: Der Festplatz am Waldrand, die Rodelbahn, die beleuchtete Futterstätte, um die sich nachts das zahme Wild des Harzes versammeln soll, und der „Ring der Erinnerung“: Ein Wanderweg entlang der innerdeutschen Grenze. Soetwas gibt es in den Alpen nicht, und damit spielt Sorge einen echten Trumpf aus. Doch allzuviele hat der Trumpf nicht bestochen. Das größte Hotel im Dorf, in fernen Zeiten der DDR noch ein Ort geselligen Lebens, trägt den Namen „Sorgenfrei“ - und ist wegen Renovierung geschlossen.
„Eine ganze Weile schon “, sagt ein Alter, der leise murmelnd den Schnee vor der Garage wegschaufelt. Einen halben Meter hat es geschneit. Er hat zu tun. Doch der Mann mit den neumodischen Skiern über der Schulter hat nicht verstanden. Er will wissen, wo die große Skiwiese sei, auf die da unten das Schild hinweise . „Große Skiwiese? Wir haben hier viele Wiesen. Da drüben - und gleich hier vorne, und da hinten. - Einen Lift? Lifte gibt’s nur drüben, auf der andern Seite.“ Der Mann ist einer von Zweihundert, die in Sorge leben. Abends treffen sie sich oben im „Raststübl“ und machen Witze über die alten Zeiten, oder über die Neuen. Auf den grauen Sicherungskasten am Straßenrand steht: „Frohe Osten“. Die Harzer halten nichts von Schwermut.
So wie die Köhler, die sich einst hier niederließen und den Wald lichteten. Platz wäre jetzt genug für einen jener Seilzüge, mit denen man die Freunde des Skilaufs transportieren könnte. Auf einer der unberührten Skiwiesen hat man bereits eine Art hölzerner Startrampe errichtet. Das Betreten der zwei Meter hohen Konstruktion zur Erhöhung der Geschwindigkeit und Verlängerung der Kurzstrecke erfolgt auf eigene Gefahr. Womöglich hatte man daran gedacht, hier eine Spur für die Springer einzurichten - doch von der Schanze keine Spur. Vielleicht, weil der steile Hang in eine schmale Brücke mündet. Wer sie verfehlt, landet im Bach, aus dem die freiwillige Feuerwehr von Sorge einst ihr Wasser schöpfte.
Neben dem renovierten Fachwerkhaus der dörflichen Feuerlöscher zeigt sich Sorges einziger Laden von stoischer Gelassenheit gegenüber dem Lauf der Zeit. Die gelbe Leuchtreklame von „TV- Hören und Sehen“ - einst farbenkräftiges Symbol gegen das Grau des sozialistischen Alltags - leuchtet nicht mehr. Längst geben sich die Neonröhren zwischen den Scherben eine schamlose Blöße. Gegenüber, in dem Hof aus dem Jahr 1765, fehlen die Gardinen. Nicht, weil man sich in Sorge keine Sorge machte wegen der Blicke der Nachbarn. Aber man hat sich in die oberen Etagen zurückgezogen, wo es wärmer ist als im erdigen Geschoß, und wo man die Satellitenschüsseln bequem aus dem Fenster hängen kann. Platz hat man jetzt, und auch Zeit. Stolz verweist ein Aushang am Rathaus auf die vielen unbezahlten Stunden, die die Männer aus Sorge beim Bau der neuen Kegelbahn geopfert haben. Die ist gut besucht. Schließlich, so verkündet schon die schöngeschriebene Tafel in der Dorfmitte, hat der Name des Ortes nichts mit Kummer und Leid zu tun. Sorge kommt von „Szarge“ -das heißt: Grenze.

Sorge ist auch nicht einsam. Es hat einen guten Freund. Den Nachbarort. Der heißt Elend. Und auch in Elend beruft man sich auf etymologische Studien, um das Nomen nicht zum bösen Omen werden zu lassen. Die „Tourismus Interessengemeinschaft - Elend“ führt in ihrem Plädoyer an, daß sich bereits im 15 Jahrhundert einige bescheidene „Mönche hier wohl fühlten“ und deshalb am Rand des Elendstals ein Rasthaus bauten, das den Namen „Eli“ oder „Endi“ erhielt: fremdes, dunkles Land. Als auf den Gleisen Anfang des Jahrhunderts Tausende von Fremde nach Elend kamen, plötzlich Gasthäuser und Hotels entstanden, suchte man nach einem freundlicheren Namen für das Dorf. 20000 Vorschläge gingen bei der Zeitung ein, die in einem Preisausschreiben mit einem vierwöchigen Kuraufenthalt lockte. Doch Elend wurde weder in „Raffkes Ruh“ noch in „Dollarheim“ umbenannt. Man blieb am Ende dem alten Namen treu - er war nun ohnehin in aller Munde.
Auch als die Dörfer Elend, Sorge und Schierke 1961 plötzlich in der „Sperrzone an der Staatsgrenze zur imperialistischen BRD“ lagen, rief man noch „Auf zum frohen Wandern“. Alle zwei Wochen trafen 600 Auserwählte in Elend ein, um sich in den Ferienheimen vom sozialistischen Arbeitsleben zu erholen, und die meisten Elenderinnen und Elender fanden Anstellungen in den alten Kurhäusern. Nur die letzten verbliebenen Holzbauern waren mürrisch und weigerten sich, ihre Kuh als Milchproduzent in eine LPG zu führen. Als man sah, daß den Harzer Holzköpfen nicht mit sozialistischen Argumenten beizukommen war, verbot man ihnen den Anbau der Kartoffeln. Mit dem Argument, die Kartoffel würde sich unaufhaltsam ausbreiten. „Manchmal war es schon ein Elend hier oben“, sagt Franz Rudolf, der Bürgermeister, und faltet die Hände auf dem Tisch, als danke er Gott für das Ende der DDR.
Heute findet auf dem ehemaligen Kartoffelacker das Skijöring statt. Tausende Zuschauer kamen am 4. Februar, um den 150 Akteuren auf Skiern hinter Motorrädern, Motorschlitten und schnaubenden Pferden nachzuschauen. Ein internationales Hundeschlittenrennen hat man organisiert, die Kulturgruppe jodelt und der Schützenverein feiert. Auch einen Fremdenführer gibt es in Elend, der die Wanderer durch die Berge und die „Kalte Bode“ entlangführt, die sich mit ihren Schmelzwassern immer tiefer ins Elendstal frißt. Gerhard Klapproth kennt jede Sehenswürdigkeit im Wald. Auch das übriggebliebene Schild mit dem Waschbären und dem pädagogisch wertvollen Hinweis für DDR Bürger: „Der aus Nordamerika stammende Waschbär ist aus Pelztierfarmen des Westharzes entflohen und hat sich im gesamten Harz niedergelassen. Er ist ein bösartiger Räuber.“
Klapproth schlich schon als Bäckerlehrling heimlich nach Braunlage auf die andere Seite, um Puddingpulver zu besorgen. Oder um Unzufriedene zwischen den russischen Grenzern hindurchzuführen. „An die Vierzig werden es wohl gewesen sein“, denen er in den ersten Jahren der DDR über den Berg half. „Alle hier wußten, wann und wo die Posten Pause machten!“ So hatten sie ihr Auskommen in dem Elend, aber glücklich waren sie nicht. Denn gar nicht weit, gleich hinter dem Wurmberg, da baute man eine Seilbahn, Skilifte, Restaurants und Nachtlokale. Braunlage war eine hellerleuchtete Stadt mit 15000 Menschen. Vielleicht deshalb, weil sie immer so knapp daneben lagen, feiert man in Elend nicht nur den Tag der Einheit, sondern auch den 9. November: den Tag des Mauerfalls. Doch trotz all dieser touristischen Höhepunkte stehen auf der Tafel mit den Unterkünften die kleinen Ampeln alle auf grün: Es sind noch Zimmer frei.
„Wir können uns nicht beklagen!“, sagt Franz Rudolf. Elend wächst, sogar eine neue Kindergärtnerin hat man einstellen müssen. Der Fischladen mit seinen „Harzer Aalen“ ist noch da, Kuckis Intershop verkauft auch 11 Jahre nach der Wende noch Gummistiefel, Hemden und Bügeleisen. Und Kuckis legendäre Erbsensuppe erwähnt sogar das Elender Reiseprospekt. 2000 Fremde beherbergte das Dorf im letzten Jahr, und „wir haben schon vier Stammgäste, die kommen jeden Winter“, sagt der Bürgermeister.
In der Wirtschaft des idyllischen Bahnhofs von Elend hat man zwischen den Blumenvasen einige der überdimensionalen Holzkoffer und ledernen Reisetaschen aus den Zwanzigerjahren drapiert. Überall am Brocken stehen sie und warten, daß die alten Zeiten wiederkehren. Das Telefon schrillt noch wie auf einer Poststation im wilden Westen, die Wirtin des „Wagon B1“ hebt ab und entschuldigt sie sich bei dem Herren von der Harzer Querbahn: „Ich hab ja im letzten Monat nur 9 Fahrkarten verkauft, von Elend nach Schierke! Da hab ich gar nicht erst angerufen.“ Dann startet sie die Lokomotive der Modelleisenbahn, die den Gästen die Getränke an den Tisch bringt. Die Bahn hat schon einmal vor hundert Jahren das Glück hier heraufgebracht!
Sie wird es wieder bringen. So wie jedes Jahr am 30. April, wenn die Harzer ihren Winter austreiben. Da ist die Kirchwiese voll und von den 300 Betten keines frei. Da brennt auf der Wiese vor der kleinsten Holzkirche Deutschlands ein gewaltiges Feuer, so hell, daß die schwarzen Holzhäuschen um das alte dörfliche Zentrum in neuem Glanz erstrahlen. „Hier bei uns, da feiern wir Walpurgis noch ganz traditionell“, da wird noch wie vor hundert Jahren die schönste Hexe verbrannt. So ein neumodisches Theater wie oben in Schierke, wo eine Theatergruppe Striptease aufführt und so was,- solche Hexereien gibt es in Elend nicht.

Aber die „da oben in Schierke“, die waren schon immer etwas besonderes. Denn obwohl der erste Reiseführer des Harzes noch dringend vor den 50 ärmlichen Hütten gewarnt hatte - “ Der Gasthof in Schierke ist nicht der beste, und wer es vermeiden kann, übernachte nicht darin“ - baute der Berliner Sanitätsrat Hauck 1895 ein großes Sanatorium mit marmornen Treppenaufgängen, Türmen, Terrassen und Sälen für 200 Gäste in Schierke, dem letzten Dorf vor dem Gipfel. Eine Harzer Schwarzwaldklinik, welche die namenlose Siedlung innerhalb weniger Jahre in einen Kurort von internationalem Ruf verwandelte.
Doch im Jahr Elf nach der Wende fallen auch aus dem prunkvollen Haus, das die 40jährige Geschichte der DDR als FDGB-Ferienheim „Hermann Duncker“ überlebte, die ersten Scheiben. Bretter verhindern unbefugten Zutritt, unter dem lichten Anstrich der Holzverschalungen fault das Holz. Nur der Rotor des Küchenabzugs dreht sich leise im Wind. Einige der alten Häuser stehen heute leer. Also haben die Leute von Schierke eigene Gästezimmer eingerichtet und Ferienwohnungen gebaut - hübsch, mit rustikalen Holzgeländern wie in den Alpen. Zwölfhundert Gästebetten hat das Dorf der tausend Seelen. Und seit das unsozialistische Walpurgisspektakel nicht länger verboten ist, wächst die Zahl der Touristen. 50000 kamen im letzten Jahr.
Schon auf dem verschneiten Bahnsteig empfängt man seine Gäste mit Holzkohle und Glühwein, in der Bahnhofsgaststätte baumeln von den zwölf Zwölfendern an den Wänden der Gaststube die Hexen mit ihren schmalen Zinken und den knubbeligen, warzenübersäten Kartoffelnasen. Sie reiten auf Besen, Schlitten und Skiern, in geflickten Lumpen und in schillernden Gewändern, die aufregender sind als die der Wirtin in ihren Birkenstockschuhen. Sie muß viel laufen. Schierke hat einen besseren Namen als Elend oder Sorge.
Denn hier stand in den Dreißigerjahren die Sprungschanze, hier glänzte die erste Bobbahn Deutschlands unter Flutlicht, hier endete die legendäre Brockenabfahrt. Hier führen die Spuren der Loipen auf den Berg hinauf und hier steht noch heute das alte Natureisstadion mit der Tribüne aus Fels und dem hölzernen Turm für die wachsamen Augen der Jury. Noch immer ist das Rauchen auf der sportlichen Eisfläche am Waldrand verboten, aber von den stolzen Fahnenträgern neben der Eisfläche blättert die Farbe. Allmählich erinnern sie an die kahlen Spitzen absterbender Fichten, doch denkt man längst an eine neue Mehrzweckhalle an dieser Stelle. Auch der kleine Tellerlift neben der Kirche könnte Gesellschaft gebrauchen. Einige Schierker haben eine Vision: Aus dem Ort, der vierzig Jahre auf der falschen Seite des Berges lag, soll wieder ein richtiger Wintersportort werden.
Doch andere hatten eine andere Vision: Schon 1990 erklärte man den Wald zum Nationalpark. Die Frage um die Zukunft spaltete Schierke in zwei Lager, und im Eifer des verbalen Gefechtes drohten die Anhänger des alpinen Skisports den Naturfreunden mit der Ausrichtung der olympischen Spiele. Der Streit im Rathaus drang über die Grenzen des Waldes hinaus, und plötzlich sprach man in ganz Deutschland von einem winzigen Dorf im Harz, das sich um die Olympiade 2006 bewarb. Als eines Tages sogar eine offizielle Delegation der Schierker nach Lillehammer geladen wurde, lenkten die Naturfreunde ein. Nun sollen in der Nähe von Braunlage die Hänge für ein Wintersportzentrum geebnet werden. Der Direktor der Kurverwaltung ist optimistisch, daß dann auch in die alten Hotels wieder neues Leben einzieht. Schon hört man Gerüchte, daß aus dem Hause „Hermann Duncker“ ein Grandhotel werden soll.
In Elend dagegen macht man sich Sorge, und auch in Sorge fühlt man sich ein bißchen elend. Wenn dort oben der Zirkus losgeht, liegen sie hier unten wieder einmal knapp daneben. Die alten Schierker, die hinter ihren alten Häuschen an der Kalten Bode ihr Holz aufstapeln und es auch im unwirtlichen Klima ihrer Heimat noch mit Apfelbäumchen versuchen, rührt das alles wenig. „Die haben uns schon viel erzählt! Vor dem Krieg, im Krieg, und vierzig Jahre lang danach!“ Ob nun aus den Wäldern ein Park oder ein Zirkus wird - der imperialistische Waschbär ist auf seinem Vormarsch nicht mehr aufzuhalten.

Anreise: Mit dem PKW von Osten über Magdeburg, Halberstadt, Wernigerode. Von Norden über Braunschweig, Halberstadt, Wernigerode, von Westen über Hannover, Goslar, Bad Harzburg, Wernigerode. Von Süden die B 4 über Nordhausen, Braunlage, Schierke. Mit der Bahn über Magdeburg, Halberstadt, Wernigerode. Von dort mit der Schmalspurbahn bis Elend, Sorge und Schierke.

Unterkünfte:
Schierke

„Villa Fichtenhof“, um die Jahrhundertwende erbaute ehemalige Residenz des Fürsten zu Stolberg, sorgsam geführtes Haus, großzügige Räumlichkeiten, Ausblick und ein Frühstücksbüffet, das bis zum Brockengipfel reicht. Einzelzimmer 70 DM, Doppelzimmer 110 DM, Appartements 160 -180 DM, rechtzeitige Anmeldung empfohlen: 039455 88888
Hotel „Fürstenhöhe“: ehemals FDGB-Heim Franz Mehring, heute mondänes, professionell restauriertes Haus mit 80 Betten, Kaminzimmer, zwei Speiseräumen, Bar und 80 Betten. Zimmer ab 110 DM, Appartements ab 130 DM: 039455 850 - Fax 398
Hotel „Bodeblick“: Bereits 1992 wiedereröffnetes Haus in der Nähe der Kalten Bode mit 10 Doppelzimmern, Bierstube, Café und gutem Kuchen. Diente bereits westlichen Staatsdienern als Quartier. Zimmer ab 60 DM: 039455 359
Die Übernachtung im „Jugendgästehaus“ mit Seminarräumen, Sporthalle, Billard, Tischtennis etc. kostet incl. Frühstück 28 DM. „Senioren“ (Personen ohne Kinder über 27 Jahre) zahlen 5 DM mehr. Trotz der 200 Betten ist das Etablissement zum 31. Dez. bereits ausgebucht. Telefon: 039455 51066
Zahlreiche Pensionen und Privatquartiere ab 45 DM unter 039455 310, sowie unter 039455 8680
Elend
„Waggon B1“ -Zimmer direkt an den Gleisen der Schmalspurbahn im 1. Stock des alten Bahnhofsgebäudes, für Dampflokfetischisten: 039455 51570 und 039455 428
Die „Grüne Tanne - Mandelholz“, schön gelegenes, rustikales Hotel mit 30 Betten, Seminarräumen, Wellness-Haus und einem Restaurant mit gutem Ruf im Tal. 039455 3150 u. 039455 460
Andere Pensionen und Zimmervermietungen vermittelt die „Tourismus Interessengemeinschaft Elend“: Tel u. Fax 039455 206
Sorge
Das „Raststübl“, 5 Doppelzimmer incl. Frühstück ab 83 DM. Zwei Ferienwohnungen unter 039457 3273

Essen: in Schierke reicht die Speisekarte von der Currywurst bis zum Chop Sui, ansonsten herrschen klassische Variationen ost-west-deutscher Küche vor.

Besondere Termine: am 30 April feiern Sorge, Elend und Schierke die traditionelle Walpurgisnacht. Zimmer rechtzeitig buchen.
Am 23 u. 24 Juni 2001 findet in Elend das traditionelle „Harzfest“ mit Markt, großem Lagerfeuer, den Harzer Waldarbeitermeisterschaften und dem Harzkkönigsschießen statt.
Verschiedene Veranstaltungen wie Hundeschlittenrennen, Eisstockschießen, Schierker Winterspiele oder der Oberharzer Grenzlauf, Schützenfeste und Skijöring in Elend und Schierke. Informationen unter 039455 319 (Schierke) und 039455 375 (Elend)

Frankfurter Rundschau
© Hans W. Korfmann

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